Fachkräfte auf der Road to Tokyo 2020
Von Sushi, Sonne und Sumo
BLOG der einzelnen Gruppen JAPAN - OUT 2019
Blog Leitungsteam
Die letzten Tage...
Unsere Dolmetscherin Lily hatte uns bereits im Vorfeld erzählt, dass Kochi zu den stolzesten Präfekturen des Landes gehört. Dies konnten wir gleich bestätigen, als uns der Vorsitzende des Stadtsportbundes erzählte, dass der beste Fisch des Landes aus Kochi kommt und eines der schönsten Schlösser Japans dort steht. Im Nachhinein müssen wir fairerweise zugeben, dass er mit beiden Punkten nicht ganz Unrecht gehabt hat. Der regionale „Bonito“-Fisch, welcher uns an diesem Abend serviert wurde, zählte tatsächlich zu den besten Sashimi, die uns auf unserer Reise serviert wurde. Am nächsten Morgen durften wir eine beeindruckende Tempelanlage besichtigen, auf dessen Gelände sich auch ein großer Botanischer Garten befindet, der nach dem japanischen Botaniker Makino Tomitaro benannt wurde. Makino stammt aus Kochi und hat sich durch die Klassifizierung, Benennung sowie sehr präzise Detail-Zeichnungen unzähliger Pflanzenarten verdient gemacht. Sowohl der Tempel als auch der botanische Garten haben uns sehr gefallen. Durch die extreme Luftfeuchtigkeit fühlten wir uns allerdings die ganze Zeit so, als würden wir in einem großen Tropenhaus sein; nur, dass es keinen Ausgang zu angenehm kühlerer Luft gab.
Im Anschluss fuhren wir zu einer nahegelegenen Turnhalle, um dort mit einigen Kindern und Jugendlichen ONIGOKKO zu spielen - die japanische Version von „Capture the Flag“. Ziel war es in die gegnerische Hälfte des Spielfeldes vorzudringen, einen Pylon zu berühren, bevor man von einem Gegenspieler beidhändig abgeschlagen wird. Besonders den Basketballern aus der Gruppe gelang das sehr gut. Der darauffolgende Tag stellte für uns eine Besonderheit dar, denn wir hatten zum ersten Mal auf dieser Reise einen freien Tag, den wir selbstbestimmt gestalten konnten.
Nach einem etwas ausgiebigeren Frühstück haben wir die Zeit gleich für ein weiteres kulturelles Highlight genutzt. Wir haben uns das Schloss Kochi inklusive dem historischen Museum des Schlosses angeschaut. Das Wetter hätte zwar besser zu einem Strandtag gepasst, denn es war super heiß sowie wolkenlos sonnig und der Aufstieg zum Schloss hat uns einige Schweißperlen gekostet, aber am Ende wurden wir mit einer tollen Panorama-Aussicht belohnt.
Nach dem Schloss sind wir über den direkt angrenzenden Wochenmarkt geschlendert und haben uns die frischen Spezialitäten sowie regionalen Leckereien angeschaut. Das ein oder andere, wie z.B. die berühmten Kochi-Kekse (eine Art salzige Cracker) oder auch die Süßkartoffel-Chips haben ihren Weg in unsere Einkaufstüten gefunden.
Den Nachmittag haben wir dann nochmal ganz japanisch verbracht, nämlich in einem öffentlichen Onsen. Die Außenbecken mit Naturstein und Ausblick auf den Fluss haben sehr zu unserer Entspannung beigetragen. Und als ob das nicht schon genug der Entspannung war, wurde uns beim Rausgehen auch noch angeboten eine Massage-Liege auszuprobieren.
Den Abend haben wir in einer großen Markthalle mit ganz vielen kleinen Essens-Ständen verbracht. Dort konnten wir die vielen Touristen sowie Einheimischen bei ihrem lauten und lustigen Treiben beobachten.
Den ganzen nächsten Tag durften die Teilnehmenden die Stadt selbstständig erkunden und kennenlernen. Wir sind auch nochmal auf eigene Faust losgezogen und haben uns ein paar Highlights angeschaut, wie z.B. die Shibuya Kreuzung.
Herr Nara von der JJSA hatte uns außerdem noch in die neue Geschäftsstelle der JJSA eingeladen. Ein seit Mai 2018 neu bezogenes Gebäude, direkt am neuen Olympia-Stadion. Wir durften also aus der 12. Etage die atemberaubende Aussicht mit den angrenzenden Stadien (Olympia, Baseball) bewundern sowie die Entwicklungen auf der Baustelle beobachten. Ein wirklich unverhofftes Highlight!
Auf dem Rückweg dämmerte uns, dass nun der letzte Abend angebrochen war und mit der anstehenden Sayonara-Party das Ende des Simultanaustausches in unmittelbar greifbare Nähe rückte. Gestärkt von uns empfohlenen, mitunter den besten Ramen, die wir in unserer Zeit in Japan gegessen haben, ging es dann zurück zum Hotel. Als es an der Zeit war auf Wiedersehen zu sagen, präsentierten unsere Gruppen ihre Darbietungen, sangen Lieder und tanzten gemeinsam mit einigen japanischen Leadern. Emotional wurde es dann bei der Abschlussrede von Kaissa und Mitja, sowie beim abschließenden Film, welcher Fotos und Videos der vergangenen Tage zeigte. „Fremde sind Freunde, die sich noch nicht kennen“ – dieser Spruch, mit dem Kiki die Teilnehmenden ins Abendprogramm verabschiedete, könnte nicht besser zu unserem Austausch passen und bildet somit auch den Schlusspunkt für unseren Blog.
The Saga begins...
Nach dem Austausch von Gastgeschenken und einem netten sowie von der japanischen Seite sehr interessierten Gespräch ging es für uns alle weiter zum offiziellen Empfang der Gemeinde. Die Teilnehmenden trafen dort das erste Mal auf ihre Gastfamilien. Auch für uns war es eine besondere Situation, da wir bisher auf dieser Reise noch nicht die Gelegenheit bekommen haben, dies hautnah mit zu erleben. Dabei ist uns aufgefallen, dass besonders die sehr jungen Gastgeschwister es schaffen das Eis sehr schnell zu brechen. Die Stimmung beim Empfang war allgemein sehr freundlich, jedoch noch recht förmlich und zurückhaltend. Das hat sich jedoch bereits im Laufe des folgenden Tages ganz schnell geändert. Den zweiten Tag in Shiroishi verbrachten wir in der High School der Stadt. Als erster Punkt auf der Tagesordnung stand Kendo auf dem Plan. Kendo bedeutet übersetzt „Der Weg des Schwertes“ und ist eine Sportart, die sich aus dem traditionellem Schwertkampf der Samurai entwickelte. Wie bei allen japanischen Budo-Sportarten, steht auch beim Kendo nicht nur der sportliche Wettkampf, sondern auch die mentale und moralische Ausbildung der Sportler*innen im Fokus. Bevor wir uns jedoch im Umgang mit dem Schwert beweisen konnten, mussten wir erst einmal den Kendo-Gi und den Rumpfschutz anlegen. Auf einen Kopf- und Unterarmschutz durften wir verzichten, da wir an diesem Tag nur in einer angreifenden Rolle aktiv wurden. Nachdem wir vollständig angekleidet waren, durften wir gemeinsam mit den japanischen Kendo-Schüler*innen verschiedene Reaktionsübungen machen und sogar eine Zeitung mit einem Holzschwert zerteilen. Danach wurden wir in deutsch-japanische Tandems aufgeteilt und die ersten Paar-Übungen wurden durchgeführt. Die Japaner*innen trugen die vollständige Schutzausrüstung, so dass wir auch Schläge auf den Kopf und die Arme ausführen konnten. Anfangs haben wir dabei noch eher zögerlich zugeschlagen, nachdem wir aber gesehen haben, wie die Kendoka die Schwerthiebe durchgezogen haben, wurden auch unsere Schläge immer härter und präziser. Insgesamt war die Einheit Kendo für uns sehr interessant und eine gelungene Abwechslung zu unseren Heimsportarten. Im Anschluss an das Kendo durften unsere Teilnehmenden zusammen mit den japanischen Schüler*innen einer inklusiven Sportgemeinschaft Boccia spielen. Dies war gleichzeitig eine optimale Einstimmung für die Diskussion des Jahresthemas „Inklusion“, welche im Anschluss daran stattfand. Nach dem Schulbesuch ging es für uns als Leitungsteam kulturell weiter. Da am Abend kein weiteres Programm von offizieller Seite mehr geplant war, entschieden wir uns den Abend gemütlich beim Karaoke ausklingen zu lassen, da es in unseren Augen auch zur japanischen Kultur gehört (und wir alle auch einfach sehr gerne singen!). Allerdings darf man sich das Karaoke in Japan nicht wie die europäische Variante vorstellen. Anstelle einer offenen Bühne in einer Bar oder Kneipe, gibt es in Japan viele einzelne Kabinen, in der man nur dem Gesang der eigenen Begleitungen lauschen darf. Uns hat das Konzept so gut gefallen, dass wir unsere geplante Stunde gleich mal verdoppelt haben. Wir haben also unser neues Hobby gefunden. Am nächsten Morgen ging es für uns munter in schönster Natur weiter. Mit einigen Grundschüler*innen der Stadt kochten wir Reis über einem offenen Feuer mit dem sogenannten Hango, eine Art Camping-Kocher für Reis. Dafür mussten wir zuerst Holz hacken, die Feuerstelle vorbereiten und den Reis gründlich waschen. Für manche unserer Teilnehmenden waren diese Aktivitäten bereits eine Premiere. Der Reis wurde mit einer ausreichenden Menge an Wasser in das Hango gegeben und über dem offenen Feuer gekocht. Zum Reis gab es dann Curry; das hat uns gut geschmeckt.
Nach diesem Exkurs in die japanische Camping-Küche, fuhren wir zu einem High-School-Kultur-Fest, bei dem sich die besten Schul-Musikgruppen des Landes miteinander gemessen haben. Dadurch, dass wir bereits in Kagoshima selbst die japanischen Trommeln ausprobieren durften, konnten wir nun recht gut die beeindruckende Virtuosität der Vorführungen einschätzen. Die Performances übertrafen dann aber doch unsere Erwartungen! Alle Gruppen überzeugten mit einer unglaublichen Mischung aus Präzision, Eleganz und Geschwindigkeit in ihrem Spiel, wunderschönen traditionellen Kostümen und sehr spannenden Choreografien. Die Taiko-Trommeln wurden bei einigen Gruppen sogar noch mit Glockenspielen oder Flöten ergänzt, die das musikalische Endergebnis weiter abrundeten. Unser Highlight war die Gruppe, bei der mitten im Auftritt eine der Trommlerinnen nach vorne trat, mit ihrer sagenhaften Stimme dem gesamten Publikum den Atem raubte, während die anderen mit ihren Trommeln im Hintergrund etwas ruhigere Töne anschlugen. Unser letzter Tag in Shiroishi begann mit der Besichtigung des Yutoku-Inari-Schreines - der drittgrößte seiner Art in Japan - der dem Gott Inari (= der Gott der Landwirtschaft) geweiht ist. Der Schrein begeisterte uns nicht nur durch seine schiere Größe, sondern auch durch die gelungene Einbindung in die umliegende hügelige Landschaft. Ein ganz besonderes Naturerlebnis konnten wir bei der anschließenden Wattwanderung erleben. Während wir wahlweise knöchel- bzw. knietief im warmen, klebrigen Schlamm wateten konnten wir dabei kleine Krebse und Fische beobachten. Zum Abschluss unseres Aufenthalts gab es am Abend noch die regionale Sayonara-Party mit allen Gastfamilien, Regionalbetreuer*innen und einigen Funktionären. Dort konnten wir uns noch einmal recht herzlich für die fürsorgliche Betreuung in Shiroishi bedanken. Die Teilnehmenden haben gemeinsam mit ihren Gastfamilien bei einem leckeren Essen den letzten Abend eingeleitet. Besonders rührend wurde es, als alle anwesenden Japaner*innen aus voller Brust das Volkslied „Furusato“ (=Heimat) sangen. Für uns war es wirklich schön zu sehen, wie sich die einzelnen Teilnehmenden mit ihren Gastfamilien verstanden und wie aus der anfänglichen Zurückhaltung ein vertrauter und sehr fröhlicher Umgang entstanden ist. Auch dieser Abschied wird wohl recht tränenreich werden.
29. Juli 2019: Im Rhythmus Japans - Das Regionalprogramm
Am ersten Tag im Regionalprogramm jagte ein Höhepunkt den nächsten. Während des gesamten Tages konnten wir an verschiedenen Stationen unser Rhythmusgefühl unter Beweis stellen. Am Morgen durften wir uns gemeinsam mit den Teilnehmenden der Bayerischen Sportjugend und einigen japanischen Grundschüler*innen an den traditionellen japanischen Taiko-Trommeln ausprobieren. Unsere Instrumente waren ungefähr hüfthoch und erzeugten einen sehr kräftigen dunklen Bass-Ton, dessen Schwingungen sich unmittelbar beim Spielen auf den Körper übertrugen. Dadurch war es für die meisten von uns nach einer gewissen Eingewöhnungszeit auch recht einfach, ein Gefühl für die vom Meister vorgespielten Rhythmen zu bekommen.
Nachdem wir bisher auf der Reise das Meer immer nur aus der Ferne gesehen haben, ging es für uns am zweiten Tag mit der bayerischen Gruppe zum Stand-Up-Paddeln und zum Sea-Kajak. Dort konnten sich alle im Wasser eine verdiente Abkühlung holen und sich ein wenig sportlich austoben. Anschließend wurden wir in ein klassisches japanisches Restaurant eingeladen, saßen traditionell auf Tatami-Matten und aßen „Tempura“, eine weitere japanische Spezialität. Als wir dann mit unserer Gruppe zur nächsten Station fuhren, erwartete uns eine kleine Überraschung. Wir durften kurz beim japanischen Jugend-Sumo zuschauen und konnten dadurch hautnah erleben, wie die Sumo-Kämpfer trainieren.
Auch der nächste Tag startete wieder sportlich. Auf einer Mountainbike-Rundstrecke stellten die Teilnehmenden ihr Können unter Beweis, was vor allem den radbegeisterten bayerischen Teilnehmer*innen sehr gut gelang.
Da dies für die Gruppe und uns der letzte Tag in der Präfektur Kagoshima war, gab es am Abend noch eine Sayonara-Party mit allen Betreuern und Funktionären der Präfektur.
Für uns geht es jetzt mit der Fähre weiter zur Gruppe der Sportjugend NRW, die unter dem Namen „Zander-Cruises“ unterwegs ist.